„Bittet, so wird euch gegeben werden!“

Meine Tochter hält seit einigen Jahren Ziegen. Wenn sie unterwegs ist, kümmern mein Mann und ich uns um die Tiere. So kommt es, dass ich immer mal wieder enger mit Ziegen zusammen bin.
Im Augenblick gibt es sechs niedliche Babys. Drei Mütter haben je zwei Zicklein geworfen – jede ein Böckchen und ein Mädchen. Innerhalb weniger Tage kamen die Ziegenkinder zur Welt und zwei der Mütter leckten die Kleinen gleich nach der Geburt ab. Nur Maja nicht. Wir bemerkten, dass sie ihre Babys kaum beachtete. Nach einem Tag sahen die beiden noch so unsauber und nass aus, dass wir uns um sie sorgten. Die Kleinen können ja gleich nach der Geburt schon stehen und wollen saugen. Doch uns fiel auf, dass Maja im Gegensatz zum vergangenen Jahr kaum Milch im Euter hatte. Während die anderen vier Ziegenkinder fröhlich beim Trinken schwänzelten, war Maja fast nicht zu bewegen, die Kleinen auch nur kurz trinken zu lassen. Was nun?
Ich sah, dass beide Neugeborenen ihr Glück bei den beiden anderen Müttern versuchten. Sie wurden mal sanft, mal grob zur Seite gestoßen, denn jede Mutter erkennt ihre Kinder nicht nur an der Stimme, sondern auch am Geruch. Wenn die Kleinen aber hungrig bleiben, ist ihr Überleben fraglich.

Geht es uns Menschen nicht auch öfter so? Wir beten und Gott antwortet nicht. Das tut weh und wirft Fragen auf. Auch unser Überleben hängt letztlich an Gott.
Vielleicht können wir etwas von zwei Tage alten Ziegenkindern lernen. Sie sind hartnäckig. Sie wollen leben. Sie geben nicht vorschnell auf. Sie suchen weiter und lassen sich auch von groben Stößen nicht abhalten.
Jesus hat einmal von einer bittenden Witwe gesprochen, die einem ungerechten Richter durch ihre Hartnäckigkeit auf die Nerven geht und schließlich doch gehört wird. 
(Vgl.: Lukas 18,1-8)
Ihr Glaube wurde dadurch noch resilienter und stärker.

Wir dürfen dadurch auch etwas für unser Gebet lernen, nämlich dass wir Gottes Verheißungen beharrlich einfordern sollen!

Überglücklich berichtete mir meine Tochter am folgenden Abend, dass Luna, eine der anderen Ziegenmütter, nun regelmäßig vier Kinder hinter sich herlaufen hat. Alle dürfen bei ihr trinken, obwohl zwei nicht ihre, sondern Majas Kinder sind. Die Kleinen trinken zwar auch bei der eigenen Mutter, aber durch die „Nachbarschaftshilfe“ sehen die Ziegenkinder inzwischen viel besser aus. Luna hat sich nach langem Zögern offensichtlich entschlossen, auf das standhafte Bemühen der fremden Kinder einzugehen. Wir hoffen, dass alle sechs Zicklein groß werden.

Die Ziegenkinder haben mich ermutigt, an Gott dranzubleiben und nicht müde zu werden,
ihn
leidenschaftlich um Hilfe zu bitten,
dass die neue Generation wieder mehr Hunger und Sehnsucht nach dem himmlischen Vater bekommt,
für mehr gläubige Relilehrer und mehr gläubige Erzieher und Lehrer, die ihnen – aus eigenem Erleben – von der Vaterliebe Gottes erzählen …

Er wird mich erhören, weil er die Menschenkinder noch mehr liebt als Ziegenkinder!
(inspiriert von Dorothea Trautvetter – Original veröffentlicht in Lydia, Montagsgedanken vom 13.5.19)

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