Meistertöpfer
Jeremia sieht dem Töpfer bei der Arbeit zu. (Lies: Jeremia 18,1-10)
Doch dem Meistertöpfer gelingt das Gefäß nicht!?
Wie kann das sein?
Ist er etwa nicht in der Lage, seinen Plan umzusetzen und seinem inneren Bild Gestalt zu verleihen, etwa wie Michelangelo mit seiner Davidstatue?
Ist er etwa ungeschickt, müde oder unaufmerksam bei seiner Arbeit?
Auf keinen Fall!
Das Gefäß missrät, weil es sich nicht in die gewünschte Form bringen lässt! (V.10)
Das Volk Gottes ist kein willenloses Material, sondern begabt mit einem freien Willen und berufen zu einem aktiven Gegenüber des Schöpfers.
Für Gott ist das ein großer Schmerz, dass sein Volk ihm misstraut, sich von ihm abwendet und sich nicht von ihm und mit ihm zusammen in seine göttliche Berufung bringen lässt.
„Wie lang bleibt das Volk noch verstrickt in die Abkehr von mir? … Mein Herz kehrt sich in mir um, ganz und gar erregt ist all mein Mitleid.“ Hosea 11,7+8
(vgl. auch 4. Mose 14,11; Jer 2,13; Off 2,2-5)
Doch Gott belässt es nicht dabei.
Gott nahm den Ton und formte ein neues Gefäß daraus, das ihm besser gefiel. (V.4b)
Gott ermöglicht gescheiterten Menschenleben einen neuen Anfang – nicht etwa zu einem Gefäß zweiter Wahl. Nein er macht etwas ganz Neues Kostbares Einzigartiges daraus:
In Japan gibt es eine jahrhundertealte Technik, zerbrochene Gefäße zu reparieren.
Man nimmt die Scherben, fügt sie neu zusammen, lackiert sie und füllt die Lücken mir einer Kittmasse, in die Goldstaub eingestreut ist.
Dabei entsteht ein besonderer Effekt:
Ein zerbrochenes Gefäß aber nicht weggeworfen, neu zusammengesetzt.
Man sieht zugleich den Riss und das Gold – das Zerbrochene und das Kostbare.
Zerbrochene Gefäße werden an ihren Bruchstücken mit Gold repariert, so dass sie in ihrer Unvollkommenheit vollkommen werden.
Kintsugi = d.h. mit Gold flicken.
Das sind wir als Nachfolger Jesu!
Irdene Gefäße mit einem kostbaren Schatz (vgl. 2 Kor 4,7),
zerbrochen aber nicht weggeworfen,
behutsam in die Hand genommen und neu zusammengesetzt.
Man sieht die Risse, aber in den Rissen zeigt sich das Gold.
Man sieht unsere Unvollkommenheit, die Wunden, die uns das Leben zugefügt hat,
unser Versäumen, unsere Trägheit, unser Versagen …
Aber Christus hält mich und mein Leben zusammen
und es leuchtet in meinem irdenen Gefäß golden.
Lebendiges, mündiges Christsein heißt genau das:
Christus hält mich zusammen, darum folge ich ihm, wohin er mich ruft:
In seinem Wort in die Stille und dann in meinen Dienst zu den Menschen.