„Meine Kinder, ich möchte euch schärfen!“
Vor kurzem wollte mir jemand ein Kompliment machen, indem er sagte:
„Hartmut, ich bewundere deine Unermüdlichkeit, mit der du uns Lehrer immer wieder versuchst zu ermutigen.“
Aber „Unermüdlichkeit“ ist ein unrealistisches Wort, insbesondere wenn es um meine Berufung als Lehrer, oder um meine Vision: „Sei Sämann an deiner Schule!“ geht. Entmutigungen, Enttäuschungen, Gefühle der Überforderung … kenne ich nur zu gut.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir die Härten dieser Welt in der Schule zu spüren bekommen und daran stumpf werden: Wir erleben Misserfolge, eigene und fremde Schuld. Menschen und Umstände verletzen uns. Es liegt im Wesen der Menschen, sich gegenseitig zu verletzen. Schüler können da manchmal sehr hart und direkt sein.
An manchen Widrigkeiten und Problemen reiben wir uns auf.
Die vielen kleine Enttäuschungen jeden Tag hinterlassen ihre Spuren in unseren Seelen.
Es ist nicht die Schuld der Sense, dass sie stumpf wird. Nur eine unbenutzte Sense bleibt scharf. Es ist nicht zu vermeiden, dass die Sense ihr Schärfe verliert; es liegt in der Natur der Sache.
Unsere Stumpfheit zeigt uns: Wir haben die Härte unserer Berufung erlebt. Es ist nicht schlimm, wenn wir stumpf werden. Aber es ist unklug, wenn wir uns nicht immer wieder rechtzeitig schärfen lassen!!!
Es kostet ungeheure Kraft, wenn wir mit einer abgestumpften Seele leben und arbeiten.
Die Bibel sagt: „Wenn ein Eisen stumpf wird und an der Schneide ungeschliffen bleibt, muss man mit ganzer Kraft arbeiten. Aber die Weisheit bringt die Dinge in Ordnung (macht sie wieder scharf).“ Kohelet 10,10
Jesus möchte uns immer wieder rechtzeitig schärfen!
Aber wir denken: „Es reicht schon noch!“
Wir wollen uns oft nicht unterbrechen lassen und unsere Arbeit durchziehen und reden uns fälschlicherweise ein: „Es geht schon noch!“
Aber mit einer stumpfen Seele, arbeiten wir aus eigener Kraft, verlieren wir die Gemeinschaft mit dem HLG und verlieren das Gespür, für das, was ER im Moment tun möchte und was geschehen soll. (vgl. Schleske in „Herztöne“ S. 12 ff)
Wir sind verantwortlich dafür, uns zeigen zu lassen, wann und wie wir rechtzeitig geschärft werden können. Wer sich rechtzeitig schärfen lässt, begreift die Würde, die Gott uns gegeben hat, verantwortlich zu sein.
Wir sind mitverantwortlich für den Zustand/Schärfe unserer Seele.
Vollkommen zu sein, bedeutet nicht, dass wir nicht stumpf werden, sondern,
dass wir uns immer wieder rechtzeitig schärfen lassen,
damit wir seine Scha(r)fe Herde werden 🙂