Ich kann DICH sehen

Familie Braun hatte sich wie jedes Jahr einen Adventskalender zugelegt. Vier Kerzen brannten bereits an dem Kranz – es war der vierte Advent, nur wenige Tage vor Heiligabend. Die Eltern brachten ihre beiden Jungs ins Bett und der Vater erzählte eine Gutenachtgeschichte von der Freundschaft vom kleinen Hasen und seinem großen Freund dem Bären. Wie dankbar war der kleine Hase doch, dass er seinem großen Freund dem Bären vertrauen konnte und sich immer auf ihn verlassen konnte.
Als die Kinder gerade eingeschlafen waren, fragte die Mutter „Riechst du das auch?“ – „Nein, was soll ich riechen?“ Antworte der Vater. „Es riecht doch verbrannt hier… Irgendwas stinkt nach Rauch!“ Sofort rannte sie nach unten ins Wohnzimmer. Der Esstisch mit dem Adventskranz brannte lichterloh! Auch der Vorhang, die Kommode, der Weihnachtsbaum und das Sofa hatten bereits Feuer gefangen. Der Rauch schmerzte in den Augen – nichts wie weg hier! Schnell rannten die Eltern zu ihren Kindern und trugen sie durch das schon verrauchte Treppenhaus am Feuer vorbei ins Freie. Alles ging ganz schnell. Es dauert nur ein paar Minuten, da war auch schon das Martinshorn zu hören. Die Nachbarn hatten den Rauch gesehen und die Feuerwehr gerufen. Da standen die Brauns nun vor ihrem brennenden Haus, hustend, traurig, schockiert und froh darüber, dass ihnen nichts passiert war. Doch wo war Mark? Gerade war der jüngste Sohn doch noch neben ihnen gestanden und die Mutter hatte ihn noch an der Hand gehalten.

Er war weg! Er hatte seinen Teddy vergessen und war zurück ins Haus gerannt. Wenig später tauchte er im Kinderzimmer am qualmenden Fenster im ersten Stock auf und schrie verzweifelt um Hilfe.
Der Vater rannte zu ihm und rief ihm hinauf: „Spring, mein Kind! Spring, ich fang‘ dich!“

Hustend und mit Tränen in den Augen rief der Sohn „Aber ich kann dich nicht sehen, Papa.“ „Ich weiß“, rief der Vater, „aber ich kann DICH sehen!“

Der kleine Mark in der Geschichte stand vor der für ihn alles entscheidenden Frage: „Wird mein Vater mich auffangen, wenn ich springe? Kann ich mich auf ihn verlassen, und ihm vertrauen?“
Für viele Menschen ist das Vertrauen zu Gott etwas, dass ihnen Halt und Sicherheit gibt. Gott zu vertrauen kann ein Sprung ins Ungewisse sein – was viele Kritiker zurecht meinen. Das muss aber nicht so sein!!!
Für den Sohn hier in der Geschichte war es kein Sprung ins Ungewisse, denn er kannte seinen Vater und er wusste: Auf ihn kann ich mich verlassen.
Das Vertrauen auf Gott, der Glaube, wird erst dann zu einem Sprung ins Ungewisse, wenn wir Gott nicht kennen. Wenn wir erst in Notsituationen zu Gott um Hilfe rufen, und zuvor noch nie mit ihm Kontakt waren.
Aber wenn wir die Zeiten nutzen, in denen es uns gut geht, wir nicht in einer Krise sind und Gott um Hilfe zu bitten nicht das Einzige ist, was uns bleibt – dann sieht es ganz anders aus. Wir können eine Beziehung zu Gott aufbauen, mit ihm durchs Leben gehen, auch wenn es uns gut geht. Dann können wir auch sicher sein, dass Gott uns in schweren Situationen die Kraft gibt, nicht aufzugeben und dass er immer für uns da ist. Dann ist ihm zu Vertrauen kein Sprung ins Ungewisse.
© 2020 IMETO e.V. mit freundlicher Genehmigung
Quelle: https://www.rainerbrose.de/category/avdventskalender2020/