Transformation in Gottes Wesen
Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling und sah, wie sehr sich dieser abmühte, durch das enge Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Schmetterling, um sich daraus zu befreien. Da bekam der Wissenschaftler Mitleid mit dem Schmetterling, ging in die Küche, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon, damit sich der Schmetterling leichter befreien konnte.
Der Schmetterling entschlüpfte sehr schnell und sehr leicht. Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn doch sehr.
Der Schmetterling, der da entschlüpfte, war ein Krüppel: Die Flügel waren ganz kurz und er konnte nur flattern, aber nicht richtig fliegen.
Da ging der Wissenschaftler zu einer Freundin, einer Biologin, und fragte diese: „Warum sind die Flügel so kurz und warum kann dieser Schmetterling nicht richtig fliegen?“
Die Biologin fragte ihn, was er denn gemacht hätte.
Da erzählte der Wissenschaftler, dass er dem Schmetterling geholfen hatte, leichter aus dem Kokon zu schlüpfen.
„Das war das Schlimmste was du tun konntest. Denn durch die enge Öffnung, ist der Schmetterling gezwungen, sich hindurchzuquetschen. Erst dadurch werden seine Flügel aus dem Körper herausgequetscht und wenn er dann ganz ausgeschlüpft ist, kann er fliegen.
Weil du ihm geholfen hast und den Schmerz ersparen wolltest, hast du ihm zwar kurzfristig geholfen, aber langfristig zum Krüppel gemacht.“
Der Schmetterling – Sinnbild für Transformation, Veränderung und Entwicklung, die anstrengend, schmerzhaft, ein richtiger Kraftakt und voller Gefahren ist. Aber sie lohnt sich und das Ergebnis ist wunderbar. Das gilt auch für unsere Kinder, Schüler und uns selbst.
Wir Eltern und Lehrer neigen dazu, meist in allerbester Absicht, in diesen anstrengenden Entwicklungs- und Veränderungsprozess einzugreifen und schaden dabei oft mehr als dass wir helfen.
Das Bsp. des Schmetterlings weist darauf hin, dass dieser Entwicklungs- und Transformationsprozess von niemandem stellvertretend übernommen bzw. durchlaufen werden kann. Er kann auch nicht abgekürzt, reduziert oder durch einen Kniff erleichtert werden. Jeder muss diese Kraftanstrengung selbst auf sich nehmen, die unangenehm und leidvoll sein mag und vielleicht gerade deshalb nicht selten vermieden, umgangen oder ignoriert wird, die aber erforderlich ist, wenn eine Entwicklung, eine Veränderung und eine volle Entfaltung gelingen soll.
Es ist ein Balanceakt. Auf der einen Seite braucht es die eigene Anstrengung. Andererseits ist es uns ein Anliegen, zu helfen, zu unterstützen und es kann eine sehr erfüllende Aufgabe sein, diesen Prozess, den ein Mensch durchläuft, zu begleiten, bei dem man nicht einfach nur zusehen, sondern auf irgendeine Weise auch wirksam sein und Einfluss nehmen möchte. (inspiriert von Yvonne Engelmann, Alles ist Veränderung)
Wir Eltern und Lehrer können versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, die diesen Entfaltungsprozess möglich machen.
Zu diesen Rahmenbedingungen gehört u.a. eine Atmosphäre der Liebe, der Annahme und des Vertrauens.
Wir können dabei bei Gott in die Schule gehen, der immer an uns glaubt, mit uns hofft und uns bedingungslos liebt.
Wir wollen in unserer Selbstüberschätzung etwas Großes für Gott tun.
Er möchte, dass wir etwas werden, nämlich ganz verwandelt in sein Wesen.
(Vgl. 1Mose 17,1f; 2Kor 3,18)