„Lost“ oder „found“
Verloren, ahnungslos, unsicher – das Wort „lost“ ist das Jugendwort 2020. Es erhielt mit 48 Prozent rund die Hälfte aller abgegebenen Stimmen. Anders als in den vergangenen Jahren, wo das Jugendwort des Jahres von einer Jury bestimmt wurde, konnten die Jugendlichen dieses Jahr das Wort selbst durch ein Online-Voting bestimmen. An der Abstimmung nahmen mehr als eine Million Menschen teil. (Quelle: tagesschau.de)
„Lost“ – ja, auch ich habe das Wort schon bei meinen Schülern gehört. Ihr sicherlich auch. Und ich habe meine Schüler schon oft als „lost“ erlebt. Als „ahnungslos“, wenn sie mal wieder nicht mitbekommen haben, was gerade los ist oder von ihnen verlangt wird. Wenn sie sich hilflos umschauen und hoffen, nicht negativ aufzufallen. Oder als „verloren“ und „unsicher“ in Bezug auf ihr Leben, ihre Identität. Ich habe z. B. zwei Schülerinnen, die mit ihrer Geschlechtsidentität hadern. Die vielen Möglichkeiten, die ihnen heute offenstehen, scheinen sie eher noch mehr zu verwirren und zu verunsichern. Und viele meiner jungen Berufsfachschüler, Alter 15 bis 18 Jahre, scheinen sich mir am liebsten wieder im sicheren Kinderzimmer verkriechen zu wollen anstatt sich aufzumachen ins Ungewisse, ein Leben als Erwachsene, mit all den Unwägbarkeiten.
Neulich habe ich mir eine Doku über das rechtsextreme Milieu in Deutschland angeschaut. Dort wurden junge rechte Influencer vorgestellt. Sie hatten sich im Alter von 13 bis 16 Jahren radikalisiert. Der islamistische Attentäter, der erst kürzlich einen Lehrer in Frankreich ermordete, war 18 Jahre alt. Bei ihrer Suche nach Orientierung landen junge Menschen eben auch bei Ideologien, die Tod und Verderben bringen. Setzen ihr Leben für ihre Sache ein in dem Glauben und der Hoffnung, dass sie einen Wert hat, dass sie dem Leben Sinn gibt, sich ihr Leben dafür lohnt.
Ich habe mich als Teenager bekehrt, mit 14 Jahren. Und Gott mit 13 Jahren als reale, erlebbare Person kennen gelernt. Ich stellte fest, dass ich ihn in den Schulalltag „mitnehmen“ konnte, dass er mir beistand. Sicherlich hätte ich mir ohne Gottes Beistand nicht so viel zugetraut. Sicherlich wären meine Schritte ins Erwachsenenleben samt Auslandaufenthalten zögerlicher verlaufen. Und ich war nicht mehr uneingeschränkt aufgeschlossen gegenüber allen Möglichkeiten, die Jugendlichen zur Orientierung angeboten werden. Denn ich war nicht mehr „lost“. Ich bin seither „found“, „found by Jesus“. Und Jesus will noch viele andere Menschen finden. „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“ (Lukas 19,10).
Lasst uns uns immer wieder auf Jesus ausrichten, damit wir nicht als Verlorene, sondern als „Gefundene“ durch unseren Alltag gehen. Und lasst uns uns danach ausrichten, ein Zeugnis und Werkzeug für Jesus in unserem Schulalltag zu sein. Damit noch viele andere Menschen „gefunden“ werden. Gerade die jungen Teenager, die Halt und Orientierung so nötig haben.
Ir. M.