Ausharren

Paulus betet und bittet für die Gläubigen in Kolossä, dass sie werden:
 „Gekräftigt (dunamoo) mit aller Kraft (dunamis) nach der Macht (kratos) seiner Herrlichkeit (doxa).“ Kol 1,11
Stärker kann man die Ausdrücke nicht häufen. Gott wählt nicht umsonst die verschiedenen Wörter, die nicht alle genau dasselbe meinen. Wir spüren hier eine geballte Kraft. Gott selbst ist in seiner Herrlichkeit am Werk.

Wozu werden wir gekräftigt?
Wir hätten vielleicht gesagt: Zum Verkündigen des Evangeliums, zum Gründen einer Gemeinde, zum Leiten einer Schule/Schulklasse  oder für eine andere wertvolle Tätigkeit.
Nein!
Wofür brauchen wir in dieser Welt alle Hilfsquellen Gottes, seine Herrlichkeit und Macht?
„Zu allem Ausharren“

In der Bibel bedeutet Ausharren mehr, als Prüfungen oder Schwierigkeiten einfach abwartend hinzunehmen. Es schließt auch unser Herz und unseren Sinn ein, also die Art, wie wir auf Belastungen reagieren. Wer ausharrt, ist mutig, standhaft und geduldig.
Gemäß einem Nachschlagewerk ist Ausharren „der Geist, der Belastungen tragen kann, nicht in Resignation, sondern in strahlender Hoffnung…“ Es ist die Tugend, die die härteste Prüfung in Sieg verwandeln kann, weil sie hinter der Pein das Ziel sieht.

Es ist so, als wollte Gott die ganze Macht seiner Herrlichkeit aufbieten, um uns Kraft zu geben zum Ausharren in den schwierigen Umständen, in denen wir sind.
Es gibt Gläubige, die viel Not haben durch langwierige Krankheiten. Manche sind in Sorge über ihre Kinder, Partner oder haben andere Nöte oder innere Ängste.
Wie viel Probleme gibt es nicht nur in Coronazeiten!
Um dann auszuharren unter dem Druck der Umstände und nicht zu ermatten, brauchen wir den Blick auf unseren Herrn auf der Erde und auf Christus in seiner Herrlichkeit. Beides ist wichtig.

Paulus bittet nicht um Kraft dafür, eine große Heldentat zu vollbringen oder ein großes Opfer bei einer besonderen Gelegenheit zu bringen.
Er bittet um Kraft, damit wir in einem geistlichen Zustand sind, der würdig des Herrn ist, in der Ruhe unseres alltäglichen kleinen Lebens.
Der Alltag ist der Test für das christliche Leben.
Da benötigen wir immer wieder „alles Ausharren und alle Langmut“, verbunden mit „Freude dem Vater danksagend.“
Wer außer Christen die beständig auf Christus ihren Geliebten schauen, könnte Ausharren mit Freuden verbinden?

Ausharren finden wir auch in 2. Korinther 12,12:
„Die Zeichen des Apostels sind unter euch vollbracht worden.“
Ich hätte vermutet, dass jetzt vor allem die Wunderwerke genannt werden.
Aber Paulus spricht zuerst von „allem Ausharren“. Erst danach kommen die Wunderwerke.
Auszuharren auf einem Weg des Gehorsams, des Duldens und Leidens im Vertrauen auf Christus, ist nach seinem Verständnis die höchste Frucht, die wir Gott zur Ehre bringen können.

Gewiss sollen wir auch für den Herrn wirksam sein. Aber es gibt viele Umstände, wo wir nichts tun können als nur die Hände zu falten und dann auf Gott zu warten, bis Er etwas tut, oder bis er uns zu seinem Kairos sein göttliches JETZT gibt.
Dazu brauchen wir alle „Kraft, die nach der Macht seiner Herrlichkeit“ ist.

Inspiriert von Christian Briem in „Christus vor Augen   “https://www.bibelkommentare.de/kommentare/442/christus-vor-augen