Barmherziger Vater -Teil 2

Draußen schien das Mondlicht auf den mit weißen Tüchern dekorierten Apfelbaum vor ihrem Fenster. Sie lag in ihrem Bett in ihrem Jugendzimmer und konnte nicht einschlafen, zu aufregend war dieser Tag für sie gewesen. Sie ließ den Tag noch mal Revue passieren:

Die riesige Anspannung im Zug,
das Wiedersehen mit ihrer Familie nach 4 Jahren.
Der Vater hatte sie gar nicht zu Wort kommen lassen, er war ihr trotz seines Ischias entgegengerannt, hatte sie in den Arm genommen und so fest an sich gedrückt, dass sie fast keine Luft mehr bekommen hatte.
Ihr Zimmer war noch genauso, wie sie es verlassen hatte.
Ein frischer Strauß blauer Kornblumen (ihre Lieblingsblumen) stand auf ihrem Nachttisch. Auf dem Bett ein Schokoherz mit einem Bibelvers. Abends kamen spontan über Facebook eingeladene Freunde von früher vorbei. Ihr Vater stand lächelnd am Herd, und es gab für alle ihr Lieblingsessen von früher:
Frische Dampfnudeln mit Vanillesoße

Was für ein großartiger Vater!!!
Mit keinem einzigen Wort machte er ihr Vorwürfe.
Auf ihre Bitte um einen Ein-Euro-Job für sie lachte er nur und sagte dann:
„Dir gehört nun wieder alles hier, du bist meine Tochter, du kannst dir nehmen was du brauchst.“

Jetzt wusste sie ein für alle mal, wie bedingungslos sie doch von ihrem Vater geliebt wurde, wo sie hingehörte und dass sie nie wieder weg von hier wollte.
Auch empfand sie ein tiefes Bedürfnis ihrem Vater auch ihre Liebe und Dankbarkeit zu zeigen.
Wie konnte sie das nur tun?
Mit dieser Frage im Herzen schlief sie irgendwann dann ein…

Am nächsten Morgen stand sie schon früh auf und sah aus dem Fenster. Draußen stand der alte Daimler des Vaters im Hof. Sie lächelte, er war schmutzig und verdreckt wie fast immer …
Früher hatte sie es gehasst und sich erfolgreich geweigert, wenn sie manchmal auch noch sein dreckiges Auto waschen sollte. Ihre Schwester übernahm dann meistens diese Arbeit aus Angst vor Strafe, oder um sich das Wohlgefallen des Vaters zu verdienen…
…ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann warf sie sich in ihre alten Arbeitsklamotten, sprang die Stufen hinunter, holte die Putzsachen aus der Garage und putzte  und polierte das alte Auto so schön, dass der Vater es fast nicht mehr wiedererkannte…

Während der ganzen Putzaktion behielt sie das Lächeln im Gesicht, weil sie sich so sehr freute ihren Vater damit zu überraschen…

Frage/Diskussion:
Welche Werke ersehnt sich der Vater von uns?
(Werke der Dankbarkeit und Liebe)